In der Türkei sorgt der Fall einer Parlamentsabgeordneten für Aufsehen, die von ihrem Ex-Mann verprügelt wurde und deshalb unter Polizeischutz steht. Die 42-jährige Fatma Salman zeigte sich nun zum ersten Mal seit Bekanntwerden ihres Schicksals mit deutlichen Spuren der Gewalt in ihrem Gesicht im Parlament von Ankara, wie die türkische Presse berichtete. Im Plenum scharten sich andere weibliche Abgeordnete um Salman, die Blutergüsse in ihrem Gesicht notdürftig unter Makeup verbarg.
Parlamentspräsident Cemil Çiçek sprach in der Zeitung Radikal von einer "Momentaufnahme der Grausamkeit". Salman selbst sagte, sie wolle sich weiter dem Thema Frauenrechte widmen. Nach Zeitungsberichten ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Salmans Ex-Mann Idris Kotan.
Die Politikerin sagte aus, das Paar habe sich ursprünglich in beiderseitigem Einvernehmen scheiden lassen wollen. Vor einem Gerichtstermin Ende November habe ihr Mann aber plötzlich seine Meinung geändert und sie schwer verprügelt; sie sei von ihrem Sohn gerettet worden. Die Abgeordnete der religiös-konservativen Regierungspartei AKP erhielt anschließend Polizeischutz und wurde inzwischen im Schnellverfahren von ihrem Mann geschieden, wie die englischsprachige Ausgabe der Hürriyet berichtet. Kotan drohen mehrere Jahre Haft wegen Körperverletzung.
Tausende Opfer häuslicher Gewalt
Der Fall facht nun die Debatte über die grassierende häusliche Gewalt in der Türkei neu an. Nach Behördenangaben ist die Zahl von Gewaltopfern, die in staatliche Frauenhäuser flohen, in diesem Jahr um etwa 30 Prozent auf knapp 11.000 Frauen gestiegen. Fast 140 Frauen wurden in den ersten zehn Monaten dieses Jahres von ihren Männern, Ex-Männern oder Lebensgefährten getötet.